Unsere pädagogischen Grundsätze
Individualität
Die Individualität jedes einzelnen Menschen und die jeweils einzigartige Situation, in der er sich befindet, stellen die zentralen Ausgangspunkte für unsere Überlegungen dar. Resultierend kann es also keine vorgefertigte Lösungsstrategie geben. Sie ist aber, wenn wir uns als Partner und Berater des Hilfeempfängers verstehen, unter Einbeziehung des öffentlichen Trägers, gemeinsam zu entwickeln. Dabei wird es darauf ankommen, dass wir dem Hilfeempfänger genau jene Hilfeform anbieten, die seiner Problematik entspricht. Das Ziel gemeinsamen Handelns muss sein, dass der Hilfeempfänger so bald wie möglich wieder ohne Hilfe leben kann. In der Erziehungskonferenz sehen wir eine Möglichkeit der Reflexion darüber, ob die Hilfeart dem Hilfeempfänger gerecht wird, oder ob ein anderer Hilfeumfang durch die individuelle Entwicklung des Kindes angezeigt ist.
Problemorientierung
Wir sehen die Probleme junger Menschen nicht als Krankheit oder ausschließlich als Ergebnis mangelhafter Sozialisation. Vielmehr begreifen wir die Problemlagen junger Menschen als gestörte Balance zwischen den ihnen verfügbaren Strategien der Lebensbewältigung und den Anforderungen des sozialen Umfeldes. Vernünftiges Handeln kann heute nicht mehr ausschließlich aus fest definierten Normen abgeleitet werden, sondern muss in kommunikativer Verständigung erst erschlossen werden. Dies bedeutet, dass Kinder und Jugendliche dort abzuholen sind, wo sie sich befinden. Aus diesem Grund darf sich unseres Erachtens ein zu erstellender Hilfeplan nicht nur auf den Jugendlichen selbst beziehen, sondern auch auf dessen Lebenswelt und den Kontext des Gemeinwesens, in dem er lebt.
Flexibilität
Hilfen, die sich am Einzelfall und an Entwicklungsprozessen orientieren, dürfen nicht starr sein und bleiben.
Oberstes Ziel des Hilfeplanes sollte es sein, dem jungen Menschen ein Feld zu ermöglichen, in dem er sich – seinen Fähigkeiten und Fertigkeiten entsprechend – mit all seinen Stärken und Schwächen erleben, d.h. wahrnehmen, kennen lernen und einschätzen lernen kann. Dieses Lernen im und am Leben sollte bevorzugt lebensweltorientiert alle Möglichkeiten mit einbeziehen, die das kommunikative Umfeld bietet.
Integration
Im Hinblick auf den kleinen überschaubaren Rahmen in unseren Häusern eignet sich unsere Form der außerfamiliären Erziehung in besonderer Weise auch für Behinderte und von Behinderung bedrohte Kinder.
Wir verstehen Behinderung als ein Aspekt der Gesamtpersönlichkeit. Die bei uns lebenden Kinder bedürfen daher intensiver Zuwendung durch uns als konstante Bezugspersonen, um sich ihren Fähigkeiten entsprechend zu entwickeln und sich mit ihrer Behinderung als einem Teil ihrer Persönlichkeit auseinander zu setzen.
Die Begleitung bei dieser Auseinandersetzung stellt einen Teil unserer Hilfe dar. Eine ebenso wichtige Aufgabe ist die Unterstützung im Alltag durch individuelle und geduldige Hilfe bei der Einübung lebenspraktischer Fertigkeiten, die Sicherstellung des angemessenen Schulbesuchs, die Einbeziehung in Aktivitäten der Gruppe sowie die Sicherstellung aller ärztlichen und therapeutischen Maßnahmen.
Struktur und Atmosphäre
Unsere Einrichtung ist charakterisiert durch die Privatheit der Heimleitung, welche wesentliche Erziehungsfunktionen und Betreuungsaufgaben rund um die Uhr erfüllt. Die Betreuung erfolgt so familiennah wie möglich und mit einem hohen Grad an Professionalität, der für die Eigenproblematik der Kinder und Jugendlichen unerlässlich ist.
Durch ein langjähriges und kontinuierliches Beziehungsangebot haben wir die Möglichkeit, bei unseren Kindern Vertrauen aufzubauen, ihnen Geborgenheit zu geben und sie mit Bedacht und nachhaltig zu fördern. Das setzt voraus, dass wir uns ihnen intensiv widmen und dass wir lernen, ihre Ausdrucksformen zu verstehen.
Förderung
Wir sehen jedes Kind in seiner Gesamtpersönlichkeit und in seiner individuellen Biografie. Wir berücksichtigen, welche Erfahrungen ein Kind mitbringt und wie es seine Erlebnisse ausleben kann. Wir erfassen seinen Stärken und Schwächen, um einen Rahmen bereitstellen zu können, in dem das Kind Selbstbewusstsein und Selbstsicherheit entwickeln kann.
Wir machen viele Angebote und beobachten genau, wie wir Fähigkeiten fördern und Defizite ausgleichen können. Wir wollen dem Kind / Jugendlichen Kraft geben und seine Gesamtpersönlichkeit stärken, damit es seine individuellen Grenzen, akzeptieren kann.
Soziales Miteinander
Wir leben nach verbindlichen Regeln des Miteinanders, die wir uns selbst erarbeiten und die danach ausgerichtet sind, wie wir sie für uns selbst angewendet sehen möchten, Im Vordergrund stehen Rücksichtnahme und die Bereitschaft, für andere etwas zu tun.
Im täglichen Leben unserer Einrichtung zählen Persönlichkeit und Charakter. Die Betreuer/innen dienen als Vorbild, aber auch als Partner für die Auseinandersetzung, mittels derer sich die Persönlichkeit der Kinder und Jugendlichen entwickeln kann. Die Kinder erleben die Erwachsenen als Autoritäten gleichermaßen wie als gleichberechtigte Partner in demokratischen Prozessen.
Um dieses soziale Miteinander leben zu können, verwirklichen wir in unserer Einrichtung eine hohe Kommunikationsdichte, achten auf die Verbindlichkeit der sozialen Regeln und Absprachen und akzeptieren gemeinsame Ziele und Werte im Alltagsleben. Stabilität und Kontinuität wird gewährleistet durch die permanente Mitarbeit der Leitung, zugleich sorgt die Dynamik der integrativen, alters- und geschlechtsgemischten Gruppen für die Weiterentwicklung der sozialen Prozesse.